"Wenn ein
Kommunist ist, wer es nicht mag, dass Menschen ausgebeutet, entrechtet,
vernachlässigt oder unterdrückt werden, und wenn ein Kommunist ist, wer
dafür weder die Natur noch das Wesen des Menschen verantwortlich macht,
sondern konkrete Verhältnisse, in denen Profit und Macht auf eine
spezielle, extrem ungerechte Weise verteilt werden, dann bin ich eben
ein Kommunist."
"Wer nicht
glaubt, dass der Kapitalismus, sei es in seiner brutalen derzeitigen,
sei es in einer vielleicht noch mal abgemilderten Form, der
letztmögliche und endgültige Weg des gemeinschaftlichen Lebens und
Arbeitens ist, der ist ein Kommunist."
"Hinzu
kommt: Der Kommunismus wird gerade in den Kapitalismus integriert. Die
neue Verbindung von Postdemokratie und Neoliberalismus trägt Züge eines
auf den Kopf gestellten Staatssozialismus. Keine Freiheit, nirgends,
außer beim Kaufen und/oder Zugrundegehen. Wirtschaft und Staat im
postdemokratischen Neoliberalismus haben eine absolute Macht, es scheint
unmöglich, über sie hinaus, oder wenigstens unter ihr hindurch zu
denken."
"Von der
Falle, die Liberalkonservative gern aufmachen, wenn sie es mit
Dissidenten zu tun haben, will ich gar nicht groß reden. Kritisieren
darf nur, wer ein Gegenmodell parat hat, wer aber ein Gegenmodell parat
hat, ist ein Kommunist und darf nicht mehr kritisieren. Bin ich also
Kommunist? Wahrscheinlich würde man eher neue Begriffe benötigen."
Alle Zitate stammen von Georg Seeßlen (Kommentar in der taz vom 13.08.2012)